UKRAINE-KRIEG - STIMMEN UND ENTWICKLUNGEN - „BEDROHUNG WäCHST MIT JEDEM TAG“: BUNDESWEHR-GENERAL WARNT VOR RUSSISCHEM ÜBERGRIFF AUF NATO

Während Militärökonom Keupp von massiven Material-Problemen der Russen spricht, warnt jetzt der Bundeswehr-General von Sandrart vor einem russischen Übergriff auf die Nato. Es seien noch längst nicht alle Kräfte in der Ukraine gebunden. Alle Nachrichten zum Krieg in der Ukraine im Newsticker.

Moskau meldet weitere Gebietseroberungen in der Ukraine

17.06 Uhr: Das russische Militär hat nach eigenen Angaben zwei Ortschaften im Osten der Ukraine erobert. Einheiten der Gruppierung „West“ hätten die Ortschaft Stepowa Nowoseliwka im Gebiet Charkiw erobert und bessere Stellungen eingenommen, teilte das Verteidigungsministerium in Moskau am Montag in seinem Lagebericht mit. Zudem sei im Gebiet Donezk die Ortschaft Nowopokrowske erobert worden. Kiew hat den Verlust der beiden Siedlungen offiziell bislang nicht bestätigt. Von unabhängiger Seite waren die Angaben nicht überprüfbar. 

Das dem Verteidigungsministerium in Kiew nahestehende Portal Deepstate hat die Erfolgsmeldungen aus Moskau hingegen teilweise bestätigt. So wird Nowopokrowske dort bereits seit geraumer Zeit als besetzt markiert. Die russischen Truppen sind dort nach dem Fall von Awdijiwka, das die Ukrainer zur Festung ausgebaut hatten, im Vormarsch. 

Stepowa Nowoseliwka nahe der Kleinstadt Kupjansk im Gebiet Charkiw hingegen ist bei Deepstate noch als unter ukrainischer Kontrolle gekennzeichnet. Die russische Armee versucht seit Monaten den im Herbst 2022 bei der ukrainischen Gegenoffensive verloren gegangenen strategisch wichtigen Eisenbahnknoten zurückzuerobern. Russland hatte die Ukraine am 24. Februar 2022 überfallen und besetzte im Zuge des Angriffskrieges Gebiete im Osten und Süden des Landes.

Bundeswehr-Generalleutnant warnt vor russischem Übergriff auf Nato

06.14 Uhr: Vor dem anstehenden Nato-Gipfel in Washington hat der deutsche Befehlshaber des Multinationalen Korps Nordost des Bündnisses, Generalleutnant Jürgen-Joachim von Sandrart, vor einem Übergriff Russlands gewarnt. Moskau habe das Potenzial einen weiteren Konfliktherd zu entfachen, unter anderem auch gegenüber der Nato, sagte von Sandrart der „Welt“ (Montagsausgabe). „Diese Bedrohung ist existent. Und sie wächst mit jedem Tag“, warnte der Bundeswehr-General.

Es seien „längst nicht alle Kräfte Russlands in der Ukraine gebunden“, gab von Sandrart zu Bedenken. „Russland klein zu hoffen und zu denken, das wäre ein existenzieller Fehler“, betonte der Nato-General.

Die Nato sei an der Nordost-Flanke zwar aktuell verteidigungsbereit, sagte von Sandrart. „In dem Maße aber, wie Russland weitere Ressourcen frei machen könnte, weil es zum Beispiel in der Ukraine von Angriff auf Verteidigung der besetzten Gebiete umschalten würde, erhöht sich für andere Flanken und Fronten automatisch die Bedrohung.“ Deswegen „müssen wir dringend und konsequent nachlegen“, forderte der General. 

Es handele sich um einen Wettlauf gegen die Zeit: „Wir müssen vorbereitet sein, bevor Russland rekonstituiert ist.“

Von Sandrart ist verantwortlich für die taktische Führung von Landoperationen an der nordöstlichen Flanke der Allianz. Nato und Bundeswehr müssten die Zeit ohne offenen Konflikt nutzen, „um kriegstauglich zu werden – was am Ende den Krieg verhindern kann“, sagte er in dem Interview.

Der Nato-Gipfel findet vom 9. bis zum 11. Juli in Washington statt. 

Russische Luftangriffe: Ukraine fordert mehr Unterstützung

05.12 Uhr: Freie Hand bei Gegenangriffen und mehr Flugabwehr - angesichts der zunehmenden russischen Luftangriffe der vergangenen Tage hat der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj von den Verbündeten stärkere Unterstützung gefordert. „Je eher die Welt uns hilft, mit den russischen Kampfflugzeugen, die diese Bomben abwerfen, fertig zu werden, je eher wir die russische militärische Infrastruktur, die russischen Militärflugplätze angreifen können, desto näher sind wir dem Frieden“, sagte Selenskyj gestern in seiner abendlichen Videoansprache.

Das ukrainische Militär fordert vom Westen schon seit Längerem die Erlaubnis, russische Stellungen und Luftwaffenstützpunkte weit hinter der Front mit schweren Waffen angreifen zu dürfen. Bisher darf die Armee die von Verbündeten gelieferten Waffen und die Munition lediglich im frontnahen Bereich und im Grenzgebiet zu Russland einsetzen. Für Angriffe im russischen Hinterland sind die ukrainischen Streitkräfte bisher auf Drohnen aus eigener Produktion angewiesen, die bei Weitem nicht so wirksam sind wie Raketen oder Marschflugkörper.

Heusgen wirbt vor Nato-Gipfel für Beitrittsperspektive der Ukraine

Montag, 01. Juli, 03.50 Uhr: Vor dem Nato-Gipfel in Washington in der kommenden Woche hat der Leiter der Münchner Sicherheitskonferenz, Christoph Heusgen, eine Beitrittsperspektive für die Ukraine gefordert. Er sei überzeugt, dass längerfristig „nur eine Nato-Mitgliedschaft der Ukraine eine langfristige Aussicht auf Frieden bietet“, sagte Heusgen der Düsseldorfer „Rheinischen Post“ und dem Bonner „General-Anzeiger“ (Montag).

Vereinbarungen mit Russland seien „nicht das Papier wert, auf das Putin seine Unterschrift setzt“, betonte Heusgen. Diese bittere Erfahrung hätte die Ukraine bereits machen müssen. Das Thema stehe nicht auf der Tagesordnung des vom 9. bis zum 11. Juli in Washington stattfindenden Nato-Gipfels, doch sei für die Ukraine eine Nato-Mitgliedschaft „die einzige Versicherung“, bekräftigte Heusgen.

Ein Toter bei russischem Angriff auf Charkiw - Baby verletzt

Sonntag, 30. Juni, 17.05 Uhr: Bei einem russischen Luftangriff auf die ostukrainische Großstadt Charkiw ist am Sonntag mindestens ein Mensch ums Leben gekommen. Weitere acht Personen, darunter ein acht Monate altes Baby, wurden bei dem Angriff schwer verletzt, wie Bürgermeister Oleh Terechow mitteilte. Die Gleitbombe sei mitten im Stadtzentrum auf einem Firmengelände explodiert. Der Militärverwalter von Charkiw, Oleh Synjehubow, präzisierte, dass bei dem Angriff eine Dienststelle der Post getroffen worden sei.

Gleitbomben sind Bomben, die von Flugzeugen in großer Entfernung vom Ziel abgeworfen und dann ferngesteuert ins Ziel gelenkt werden.

Das russische Militär hat in den vergangenen Tagen wiederholt ukrainische Städte ins Visier seiner Raketen- und Luftangriffe genommen. Präsident Wolodymyr Selenskyj beklagte den andauernden russischen Bombenterror und bat den Westen erneut um mehr Hilfe bei der Luftverteidigung. Allein in der vergangenen Woche habe Russland 800 Gleitbomben über der Ukraine abgeworfen, teilte Selenskyj am Sonntag in Kiew mit. Er veröffentlichte dazu ein Video von den schweren Zerstörungen und Bränden unter anderem in den Regionen Cherson, Dnipro, Odessa und Saporischschja.

Elf Tote bei russischen Angriffen im Süden und Osten der Ukraine

23.32 Uhr: Bei russischen Angriffen im Süden und Osten der Ukraine sind nach ukrainischen Angaben elf Menschen getötet worden. Bei dem Angriff auf die Stadt Vilniansk in der Region Saporischschja seien sieben Zivilisten getötet worden, darunter zwei Kinder, erklärte Gouverneur Iwan Fedorow am Samstag in Onlinediensten. Bei Angriffen auf Dörfer nahe der östlichen Front in der Region Donezk wurden nach offiziellen Angaben vier Menschen getötet.

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj forderte angesichts der jüngsten Angriffe „beschleunigte“ Waffenlieferungen aus dem Westen. „Jede Verzögerung von Entscheidungen in diesem Krieg bedeutet den Verlust von Menschenleben“, erklärte Selenskyj und forderte die Lieferung von Waffen, um „die russischen Raketenwerfer zu zerstören“. 

Laut Fedorow wurden bei dem Angriff auf Vilniansk zehn Menschen verletzt sowie eine „wichtige Infrastruktureinrichtung, ein Geschäft und Wohngebäude“ beschädigt. Vilniansk liegt 29 Kilometer nordöstlich von der Regionalhauptstadt Saporischschja entfernt, die von der Ukraine kontrolliert wird. Russland hält große Teile der Region besetzt. 

Russland greift seit Beginn der Invasion im Februar 2022 immer wieder Saporischschja und umliegende Städte an. In den vergangenen Wochen hat Moskau seine Angriffe jedoch vor allem auf den Osten der Ukraine konzentriert.

Im Dorf Saritschne in der Region Donezk „haben die Russen drei Menschen getötet“, schrieb Gouverneur Wadym Filaschkin in Onlinediensten. Der ukrainische Generalstaatsanwalt teilte später mit, ein weiterer Mensch habe im an der Front gelegenen Dorf New York „tödliche Verletzungen erlitten“. New York wird seit Mitte Juni im Zuge der russischen Bemühungen, die Stadt Torezk zu erobern, immer wieder angegriffen. 

Das russische Verteidigungsministerium hatte zuvor die Einnahme eines weiteren Dorfes in der Ostukraine gemeldet. Die russischen Streitkräfte hätten die Siedlung Schumi in der Region Donezk eingenommen und somit ihre „taktische Position“ verbessert, erklärte das Ministerium. Schumi liegt weniger als zehn Kilometer östlich der Stadt Torezk, auf die russische Kräfte seit Wochen vorrücken. Torezk liegt seinerseits nordwestlich der Stadt Gorliwka, die sich seit 2014 unter der Kontrolle von Separatisten befindet.

Die ukrainische Polizei teilte am Samstag zudem mit, dass sie eine Frau tot aufgefunden habe, die bei einem russischen Angriff auf die Stadt Dnipro am Freitag getötet worden sei. Bei dem Angriff auf die Stadt nördlich von Saporischschja wurden demnach 13 weitere Menschen verletzt.

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