SANDRA HüLLERS NEUER FILM ERöFFNET FILMFEST MüNCHEN: DAS FILMFEST DER HERZEN!

In der Isarphilharmonie Gasteig HP8

Sandra Hüllers neuer Film eröffnet Filmfest München: Das Filmfest der Herzen!

Das Filmfest München wurde in der Isarphilharmonie feierlich eröffnet. Mit Natja Brunckhorsts Komödie „Zwei zu eins“ mit Stars wie Sandra Hüller, Peter Kurth und Max Riemelt.

Die beiden wissen, was Teamarbeit heißt. Seit Jahren arbeiten Christoph Gröner und Julia Weigl engagiert fürs Filmfest München. Als sie am Samstagabend in der proppevollen Isarphilharmonie das erste Mal in der Rolle des neuen Leitungsteams auf der Bühne stehen, wird klar: Die zwei möchten das Wir-Gefühl, das hinter den Kulissen herrscht, in die Welt tragen. Deshalb danken sie als Erstes: ihrem Team. Und den vielen Kooperationspartnern, den Sponsoren, den Förderern auch aus der Politik. „Wir spüren einen riesen Rückenwind, der es möglich macht, den Film zu feiern.“

Pünktlich zum Eröffnungsabend ist es einer der ersten richtig heißen Sommertage in München. Wer die vielen geleerten Wasserflaschen im Innenhof des HP8 sieht und die Fächer schwenkenden Stars auf dem roten Teppich, der spürt es gleich, das besondere Filmfest-Gefühl, das es so nur in München gibt. Staatskanzlei-Chef Florian Herrmann: „Es gibt Venedig, es gibt Cannes, es gibt die Berlinale – aber das eigentliche Filmfest der Herzen ist München!“ Jubel. Überhaupt ist die Stimmung vorfreudig-ausgelassen. Frenetisch feiern sie Julia Weigl und Christoph Gröner – der frische Wind, er ist trotz tropischer Temperaturen deutlich zu spüren. Dafür wird sogar auf die Live-Übertragung des Achtelfinales verzichtet. Herrmann trocken: „Deutschland gegen Dänemark – der Verlierer bekommt Sylt.“ 

Auch Kulturstaatsministerin Claudia Roth ist gekommen. Bei der Berlinale gab es Kritik angesichts ihrer widersprüchlichen Reaktion auf propalästinensische Reden auf der Bühne, die als Israel-feindlich ausgelegt wurden. Weigl und Gröner setzen gleich zu Beginn ein Signal, dass auf ihrem Filmfest jede Art der gegenseitigen Anfeindungen untersagt ist. „Filme fangen die Vielfalt der Welt ein. Wir wollen ein Zeichen setzen für diese Vielfalt, für Freiheit und Demokratie – und gegen rassistische, antisemitische, rechtsextreme Tendenzen“, betont Gröner. Der überwältigende Applaus spricht für sich.

Auch Münchens Zweiter Bürgermeister Dominik Krause bezieht klar Stellung. In seinem Grußwort freut auch er sich auf die 150 Filme aus 53 Ländern in den kommenden Festival-Tagen. Gibt aber zu bedenken: „Es liegt ein Schatten über uns, über ganz Europa und der Welt.“ Er erinnert an die gestrige Wahl in Frankreich, an die in den USA im Herbst und die drei Wahlen in deutschen Bundesländern in diesem Jahr. Mit Erich Kästners (1899-1974) Worten mahnt er in Hinsicht auf rechte Tendenzen: „Man darf nicht warten, bis aus dem Schneeball eine Lawine geworden ist. Man muss den rollenden Schneeball zertreten. Die Lawine hält keiner mehr auf. Sie ruht erst, wenn sie alles unter sich begraben hat.“ Und was kann Film da tun? Krause: „Er kann unsere Herzen und Köpfe öffnen. Raum schaffen für Utopien. So wie unser heutiger Eröffnungsfilm das tut.“

Tatsächlich erzählt Natja Brunckhorsts zweite Regiearbeit „Zwei zu eins“ eine vogelwilde Geschichte, die auf wahren Begebenheiten beruht: Maren (Sandra Hüller), ihr Mann Robert (Max Riemelt) und der gemeinsame Freund Volker (Ronald Zehrfeld) entdecken im Juli 1990 zufällig, dass in einem alten Schacht in ihrer Nähe die Millionen der ehemaligen DDR eingelagert wurden. Sie stehlen säckeweise Geldscheine, um sie nach und nach und mit der Hilfe ihrer Nachbarn in einem ausgeklügelten System in D-Mark umzutauschen. Brunckhorst, die auch das Drehbuch geschrieben hat, erzählt das als eine Vision einer besseren Welt im Kleinen. Ganz normale Menschen versuchen hier, dem Kapitalismus und dem überstandenen Sozialismus ein Schnippchen zu schlagen und ihr eigenes Glück in Gemeinschaft und Solidarität zu finden. Starbesetzt mit Olli Dittrich, Peter Kurth, Martin Brambach, Ursula Werner. Durchaus unterhaltsam, mitunter mit etwas langem Atem, Kitschgefahr. Letztlich: schwach für einen Eröffnungsfilm. Doch weil es eben die neue filmschauspielerische Arbeit der diesjährigen Oscar-Kandidatin Sandra Hüller ist, ist er eben ein Aushängeschild, mit dem sich das Filmfest legitimerweise schmückt. Als Brunckhorst nach der Vorführung im außerhalb des WLANs von jedem Internetzugang abgeschotteten Konzertsaal der Isarphilharmonie verkündet „Eins zu null für Deutschland“ und „die letzte Viertelstunde des Spiels“ dazu nutzt, noch einmal alle vom Tonmann bis zur Casterin auf die Bühne zu holen, warten viele der Anwesenden, klar: auf Hüller. Sie ist nicht gekommen. Vielleicht auch, um dem Rest des starken Ensembles, deretwegen man dann doch gern hinschaut, nicht die Show zu stehlen durch die Aufmerksamkeit, mit der die Öffentlichkeit die Schauspielerin gerade überschüttet. So bleiben vor allem die starken Grußworte in Erinnerung. Und eine anschließende Party, bei der sich alle über das verrückte Fußballspiel auf Stand bringen. Gewitter in Dortmund, sonnige Aussichten in München. Das Filmfest beginnt.

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