«WIR MüSSEN DEN SP-KUSCHELKURS BEENDEN»

Mirjam Hostetmann folgt an der Spitze der Jungsozialisten auf Nicola Siegrist. Die 24-Jährige will die Partei «radikaler» machen, kündet zivilen Ungehorsam an und will die Asylpolitik von SP-Bundesrat Beat Jans bekämpfen.

«Der Kapitalismus muss sterben, damit wir leben können.» Dank Sätzen wie diesem wurde Mirjam Hostetmann am Samstag zur neuen Präsidentin der Schweizer Jungsozialisten gewählt. Die 24-Jährige setzte sich in einer Kampfwahl gegen Jakub Walczak (20) durch.

Hostetmann ist seit 2022 Vizepräsidentin und folgt nun auf den Zürcher Nicola Siegrist. Sie stammt aus dem bürgerlichen Kanton Obwalden, wo sie durch den Kampf gegen die Schliessung ihrer Schule politisiert wurde. «Wir sind nicht staatstragend – die Juso muss wieder lauter und populistischer werden», fordert sie nun.

Hostetmann will «Kuschelkurs der SP» beenden

Hostetmann will die Juso noch stärker von der Mutterpartei abgrenzen. «Wir müssen den SP-Kuschelkurs beenden», erklärt sie bereits in ihrem Bewerbungsschreiben. «Spätestens wenn Daniel Jositsch EGMR-Entscheide angreift, Beat Jans von der Reform des Gemeinsamen Europäischen Asylsystems und somit von den Deportationsplänen der europäischen Rechten schwärmt, ist das Fass überlaufen», wettert die Juso-Chefin. Die Partei soll aus dem Bundesrat austreten und «erst wieder zurückkommen, wenn im Parlament linke Mehrheiten bestehen».

Die Juso selbst müsse nun ihre Strukturen stärken und «Ressourcen nicht mehr ungezielt in den sozialdemokratischen Parteiapparat pumpen», so die 24-Jährige. Obwohl die Partei von Ex-Jusos wie Cédric Wermuth oder Samira Marti geführt wird, sei die Juso nicht die «Kaderschmiede» der SP, wie vielfach kolportiert wird.

Schweiz braucht «ernstzunehmende Streiks»

Leiser dürfte die Jungpartei unter Hostetmann nicht werden. Sie kündet an, dass die Partei «radikaler» werden müsse und die Schweiz «Grossdemonstrationen und ernstzunehmende Streiks» brauche. Ziviler Ungehorsam – «beispielsweise in Form von Blockaden von Banken und der Fossilindustrie» – sei nötig.

Einen Fokus will die Obwaldnerin auch in der Asylpolitik legen. In einer Resolution hält die Partei fest, dass der Kurs von SP-Minister Beat Jans «eines sozialdemokratischen Bundesrates unwürdig» sei. Diesen lehne sie «kategorisch» ab, erklärte Hostetmann bei ihrer Wahl. Sie plädiert für eine Schweizer Rettungsmission auf dem Mittelmeer.

Die bisexuelle Hostetmann studiert an der Universität Bern Geschichte und Germanistik. Von 2017 bis 2021 arbeitete sie im Sommerjob als Rezeptionistin in einem Camping. Ausserdem war sie politische Sekretärin der Stadtluzerner SP.

Was für Ambitionen hegt sie sonst noch? Nationalrätin zu werden, sei kein Ziel, sagt sie. «Die politische Arbeit auf der Strasse ist wichtiger als jene im Bundeshaus, denn Veränderung kommt von unten», so Hostetmann.

2024-07-01T05:34:05Z dg43tfdfdgfd