DAS ENDE EINER ODYSSEE: JULIAN ASSANGE IST ZURüCK IN AUSTRALIEN

Es sind emotionale Bilder, die aus Canberra kommen. Ein bewegter Julian Assange steigt kurz vor 20 Uhr am Abend aus einem Flugzeug. Zum ersten Mal seit weit mehr als zehn Jahren ist er wieder auf heimatlichem Boden. Dutzende von Medienleuten und Unterstützern, die bis kurz vor das Rollfeld gekommen sind, beginnen laut zu jubeln und zu klatschen. Assange reckt die Faust in die Luft, später winkt er, bevor er seine Frau Stella in die Arme schliesst.

Sechseinhalb Stunden dauerte der Flug von den Nördlichen Marianen, wo der Australier sich am Mittwochmorgen vor Gericht in einem Anklagepunkt schuldig bekannte, um über einen Vergleich mit dem amerikanischen Justizministerium seine Freiheit zu erlangen. Mit ihm im Flugzeug waren der australische US-Botschafter Kevin Rudd und der Hochkommissar in Grossbritannien, Stephen Smith, die sich beide für seine Freilassung engagiert hatten.

«Man muss verstehen, was er durchgemacht hat»

In einer Pressekonferenz würdigte Assanges Anwältin Jennifer Robinson die Bemühungen des australischen Premierministers Anthony Albanese: «Der Regierungschef hat sein Wort gehalten», sagte Robinson. Er habe sich bei jeder Gelegenheit und auf höchster Ebene um eine Freilassung bemüht. Danach trat Assanges Frau Stella vor die Reporterinnen und Reporter. «Julian wollte, dass ich allen aufrichtig danke», sagte sie. Er habe ebenfalls vor Ort sein wollen. «Aber man muss verstehen, was er durchgemacht hat. Er braucht Zeit.» Ihr Mann müsse sich erholen.

Der australische Premierminister Albanese, der mit Assange gesprochen hatte, als dieser noch im Flugzeug auf dem Rollfeld wartete, sagte gegenüber Reportern, dass er sehr froh darüber sei, dass diese Saga nun ein Ende habe. Seine Freude über den «erfolgreichen Ausgang» hatte er zudem bereits am Nachmittag vor dem Parlament zum Ausdruck gebracht. Dabei sagte er, er glaube, dass dies auch die Mehrheit der Australier so sähen. Der Fall von Assange habe sich zu lange hingezogen. Letzteres betonten auch die meisten Oppositionsvertreter, wobei viele dem Tenor folgten, dass Assange nicht als «Held» verehrt werden solle.

Nach seinem Schuldeingeständnis gilt Assange als verurteilter Verbrecher. Dieser Status könnte nur aufgehoben werden, wenn ein US-Präsident ihn begnadigt. Donald Trump, der voraussichtliche Kandidat der Republikaner, hatte bereits angekündigt, dass er «sehr, sehr ernsthaft» darüber nachdenke. Allerdings wurde die ursprüngliche Anklage gegen den Australier während Trumps erster Amtszeit erhoben.

Amerika bedankt sich bei Australien

Präsident Biden äusserte sich zunächst nicht zur Freilassung Assanges. Die amerikanische Botschafterin in Australien, Caroline Kennedy, postete nach dem Gerichtstermin auf der Plattform X ein Statement, in dem sie den Fall langjährig und schwierig nannte. «Die Vereinigten Staaten danken der australischen Regierung für ihr Engagement und ihre Unterstützung während dieses Prozesses.»

Harte Worte fand dagegen der Republikaner Mike Pence, der in der Trump-Administration Vizepräsident war. Er schrieb auf X, dass Assange in Kriegszeiten das Leben von US-Soldaten gefährdet habe und er mit allen Mitteln des Gesetzes strafrechtlich hätte verfolgt werden müssen.

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