40. OPEN FLAIR AUSVERKAUFT: DIE HISTORIE DES KULTFESTIVALS

Open Flair Eschwege

40. Open Flair ausverkauft: Die Historie des Kultfestivals

Das Open Flair feiert in diesem Jahr seinen 40. Geburtstag. Wir blicken auf die Geschichte des Kultfestivals in Eschwege zurück.

Eschwege – Das Open Flair ist ausverkauft. „So früh wie in diesem Jahr waren wir noch nie dran“, sagt Flair-Chef Alexander Feiertag und freut sich. In diesem Jahr feiert das Musikfestival 40. Geburtstag – und das im großen Rahmen. 20.000 Geburtstagsgäste kommen vom 7. bis 11. August nach Eschwege, um gemeinsam zu feiern, Livemusik zu hören und eine gute Zeit zu haben. „Es ist einfach großartig und ich hoffe, dass auch alle Eschwegerinnen und Eschweger ein Ticket bekommen haben, die zum Flair kommen wollen“, so Feiertag.

Wie alles begann

In 40 Jahren Festivalorganisation gab es viele Lernmomente, berichtet Feiertag. „Wenn ich an das erste Open Flair zurückdenke, mit dem im September 1985 alles angefangen hat auf Burg Ludwigstein... da haben wir im Jugendzentrum Schlossmühle gesessen, um alles zu organisieren.“ Er erinnert sich: „Wir dachten, Strom kommt einfach aus der Steckdose. Am Tag vorher haben wir dann festgestellt, dass das allerdings nicht reicht und haben noch spontan ein Aggregat organisiert, das dann im Burggraben stand.“

Und auch wettertechnisch stand das erste Flair unter keinem guten Stern. Nach wochenlanger Hitze war am Wochenende vom 6. bis zum 8. September 1985 der Sommer auf einen Schlag beendet. Dauerregen, Temperaturen um 3 Grad Celsius in der Nacht. Trotz allem feierten die damals noch überschaubaren 1.300 Gäste ausgelassen die Geburt des Open-Flair-Festivals auf der Burg Ludwigstein. Flatsch, Embryo oder Louisiana Red gehörten zu den ersten Künstlern. Als regionale Band war die Rotte Korah dabei. Manfred Mann’s Earth Band war der Topact. Schon im Jahr darauf wechselte das Flair seinen Standort, der bis heute geblieben ist: das Werdchen.

Die Entwicklung

In den 90er Jahren war das Flair noch ein Zelt-Festival. Während die Hauptbühne in einem großen Zirkuszelt aufgebaut wurde, war – genau wie heute noch – die Kleinkunst in einem kleineren Zelt zuhause. Mit den Jahren folgte die Freibühne im Baumkreis und zahlreiche Stände auf dem Festivalgelände. Die Bands wurden nach dem persönlichen Geschmack der Veranstalter ausgewählt: Fury in the Slaughterhouse, Die Fantastischen Vier und sogar Bob Geldorf traten beim Open Flair auf.

Ein nötiger Neuanfang

Mitte der 90er Jahre, genauer gesagt 1996, stand das beliebte Festival allerdings auf der Kippe. Steigende Kosten, hoher persönlicher Aufwand und sinkende Zuschüsse sorgten für schlechte Zahlen. Im Folgejahr übernahm Feiertag die hauptamtliche Stelle des Geschäftsführers, gründete einen Förderverein. Das Festival im Jahr 2000 brachte dem Arbeitskreis Open Flair ein Defizit von rund 100.000 D-Mark ein. Rechnet man das in Euro um – inklusive Inflation – sind das rund 81.000 Euro Miese. Geldgeber mussten einspringen, um die Kulturveranstaltung überhaupt am Leben zu erhalten. Laut Besucherinnen und Besuchern fehlten dem Flair angesagte und aktuelle Bands.

Das Jahr 2003 war das Schicksalsjahr für das Eschweger Festival, denn das Fiasko aus 2000 wiederholte sich. „Wir mussten entscheiden, ob wir weiter ein Festival für uns machen wollten, oder ob wir uns den Zielgruppen anpassen“, erinnert sich Alexander Feiertag. Das Open Flair erfand sich neu und vergrößerte mit angepasstem Konzept und Programm seine Zielgruppe. Die Bühnen wurden größer, die Spielorte vielfältiger und: Das zweite Augustwochenende wurde als fester Flair-Termin festgelegt. Seither ist es eine Erfolgsgeschichte, das Festival ist seit 2009 jedes Jahr ausverkauft. Sogar die Coronapandemie hat das Flair überlebt, obwohl in den Jahren 2020 und 2021 nur eine Miniatur-Variante, das Insel-Flair, stattfinden konnte.

Zurück in die Zukunft

In 40 Jahren Festivalgeschichte haben zahlreiche namhafte Künstlerinnen und Künstler auf Eschweges Bühnen gestanden: Rio Reiser, Fettes Brot, Clueso, Wir sind Helden, Joy Denalane, Sportfreunde Stiller, Mando Diao, Beatsteaks, Madsen und Peter Fox... Die Liste ist lang und viele der Musiker kamen mehr als nur ein Mal zurück. „Die Headliner für dieses Jahr haben wir alle veröffentlicht – einen Überraschungsgast wird es nicht geben“, versichert Feiertag. Rückkehrer wie Madsen und die Beatsteaks, aber auch neue Gesichter wie Nina Chuba sind dabei. „Die Band mit Ä, über die jedes Jahr spekuliert wird, wird auch dieses Mal nicht beim Flair auftreten“, sagt der Festival-Veranstalter und lacht. (Theresa Lippe)

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