«DER HöHENFLUG WURDE ZUR BRUCHLANDUNG» – KATERSTIMMUNG IN DEN öSTERREICHISCHEN MEDIEN

Nach der Niederlage gegen die Türkei ist die österreichische EM-Reise zu Ende. Das Team um Ralf Rangnick, das nach einer überzeugenden Qualifikation und ansprechenden Leistungen in der Vorrunde als Geheimfavorit gehandelt wurde, geriet bereits nach 57 Sekunden ins Hintertreffen und scheiterte schliesslich 1:2 an solidarisch verteidigenden Türken.

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So gross wie es die Hoffnungen waren, ist nun die Enttäuschung. Gleichzeitig schaut man in Österreich aber auch schon in die Zukunft. Ein Blick in die Zeitungen unseres Nachbarn.

«Das Genussprojekt ist vorbei», schreibt der «Standard», und meint damit den begeisternden Auftritt der österreichischen Nationalelf an diesem Turnier. Derweil erinnert der «Kurier» daran, dass es Österreich mit dem Achtelfinal-Aus verpasst hat, Geschichte zu schreiben:

«Der historische Einzug in ein EM-Viertelfinale bleibt dem ÖFB-Team nach hartem Kampf verwehrt. Die Türkei siegt mit 2:1 und trifft nun auf die Niederlande.»

- «Der Kurier» -

Umso bitterer ist das Aus gegen die Türkei für Österreich auch deswegen, weil man denselben Gegner in der EM-Vorbereitung noch diskussionslos mit 6:1 besiegt hatte:

«Das österreichische Fussball-Märchen ist ausgelesen, weil die Türken die richtigen Lehren aus dem 1:6 im März gezogen hatten.»

- «Der Kurier» -

Dabei hatte die österreichische Elf kurz vor Schluss fast noch den Ausgleich erzielt. Christoph Baumgartner kam per Kopf zum Abschluss, doch Türkei-Goalie Mert Günok hielt mirakulös. Und genau diese «unglaubliche Parade», so die «Kronenzeitung», sei es gewesen, die «die ÖFB-Träume platzen» liess. Der Regen, der nach dem Schlusspfiff auf Leipzig niederprasselte, so die «Kleine Zeitung», stand sinnbildlich für die österreichische Ernüchterung.

«Der Schlusspfiff war wie ein Frontalzusammenstoss. Auch wenn die Hoffnung zuletzt stirbt, dieser Ton bedeutete den Tod derselben. Österreich ist ausgeschieden. Noch auf dem Feld mischten sich die Tränen der Akteure mit dem strömenden Regen über Leipzig. Selbst der Himmel, so meinte man, schien mit dem österreichischen Team zu weinen. Der Höhenflug wurde brutal gestoppt, er wurde zur Bruchlandung.»

- «Kleine Zeitung» -

In den österreichischen Medien ist die grosse Enttäuschung zwar spürbar, man geht mit der Mannschaft von Ralf Rangnick jedoch nicht hart ins Gericht. Vielmehr wird der Blick bereits wieder nach vorne gerichtet:

«Aus den erfrischenden Auftritten seiner Mannschaft bei der Fussball-EM in Deutschland zieht Teamchef Ralf Rangnick aber Hoffnung, sein nächstes grosses Ziel zu erreichen: Der Deutsche will Österreich erstmals seit 1998 zu einer WM-Endrunde führen.»

- «Kronenzeitung» -

Neben dem Geschehen auf dem Platz wird in Österreich auch die Jubelgeste des türkischen Torschützen Merih Demiral sowie das Verhalten der österreichischen Fans thematisiert.

«Die Geschlossenheit, mit der Österreich in den vergangenen Tagen hinter diesem Nationalteam stand», mache das EM-Aus so frustrierend, schreibt die «Kleine Zeitung» und zitiert den österreichischen Stürmer Michael Gregoritsch, der die grosse Bühne für eine politische Botschaft nutzte:

«Soweit ich es aus der Ferne mitbekommen habe, ist ganz Österreich als Land weiter. Alle Menschen können stolz aufeinander sein, dass es in Österreich kaum Ausschreitungen oder negative Vorfälle gegeben hat. Ich glaube, man hat auch gesehen, dass wir alle in diesem Land für eine Sache stehen können, die gut ist. Ich glaube, dass wir uns ganz weit von rechtem Gedankengut entfernen und wissen sollten, wie wichtig es ist, dass wir alle gleich sind, wir alle für unser Land da sind und wir alle für eine Sache brennen können, die so positiven Einfluss auf unser Land hat.»

- «Kleine Zeitung» -

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