NUR JEDE VIERTE STELLE AN UNIS VON EINER FRAU BESETZT: «ES LOHNT SICH, üBER EINE FRAUENQUOTE BEI DEN PROFESSUREN NACHZUDENKEN»

Nur ein Viertel der Professuren in der Schweiz ist mit Frauen besetzt – eine Frauenquote ist laut der Präsidentin des Schweizerischen Verbands der Akademikerinnen (SVA) darum eine Überlegung wert.

«Es lohnt sich, über eine Frauenquote bei den Professuren nachzudenken», sagt Ursula Bolli-Schaffner, Präsidentin des Schweizerischen Verbands der Akademikerinnen (SVA) gegenüber dem «Tagesanzeiger».

Sie habe sich zwar immer schwergetan mit Quoten. Aber: «Irgendwann bin ich zur Einsicht gelangt, dass Quoten manchmal notwendig sind, weil sich sonst kaum etwas bewegt», sagte Bolli-Schaffner in einem am Mittwoch veröffentlichten Interview. «Es wäre schön, wenn in jedem Fachbereich wenigstens der prozentuale Anteil der Professorinnen dem der Studentinnen entspräche.»

Teilzeitprofessuren, auch für Männer

Die Gründe für das ungleiche Geschlechterverhältnis seien komplex, so Bolli-Schaffner. Frauen träten beruflich noch immer häufig kürzer als Männer, wenn es etwa um die Familienplanung gehe. Die Vereinbarkeit von Karriere und Familie sei in der akademischen Welt noch immer sehr schwierig. Das liege auch am Publikationsdruck. «Hinzu kommen befristete Arbeitsverträge, berufliche Unsicherheit, prekäre Arbeitsbedingungen im Wissenschaftsbetrieb», sagte die SVA-Präsidentin. Das betreffe auch die Männer.

Die Universitäten müssten die Rahmenbedingungen verbessern. Darunter fallen für Bolli-Schaffner etwa die Unterstützung bei Krippenplätzen oder flexible Arbeitszeiten. «Teilzeitprofessuren funktionieren nur, wenn es Männer auch machen. Und wenn die Institutionen dies auch fördern oder zumindest ermöglichen.»

«Ökonomisch nicht sinnvoll»

Auch der Publikationsdruck müsse abnehmen: «Die Exzellenz der Papers misst sich nicht unbedingt an der Anzahl», sagte Bolli-Schaffner. Die Produktivität steige, wenn Stress sinke. «Mehr Professorinnen bereichern die Wissenschaft», so die SVA-Präsidentin. «Bestens ausgebildete Frauen dürfen am Schluss bei den Toppositionen nicht rausfallen. Das ist auch ökonomisch nicht sinnvoll, da ein Studium nicht nur mit hohen persönlichen Kosten verbunden ist, sondern auch volkswirtschaftlich gesehen teuer ausfällt.»

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