GROSSE SPENDENBEREITSCHAFT: ÜBER EINE MILLION FRANKEN PRO TAG FüR UNWETTER-OPFER

Die Solidarität mit den Krisengebieten in der Schweiz ist gross. Das Problem: Gleichzeitig gehen die Spenden für die ärmsten Länder zurück.

Es ist ein Lichtblick, der durch die dunklen Gewitterwolken hindurchschimmert: Die Solidarität der Schweizer Bevölkerung mit den von Unwetter-Katastrophen im Wallis und Tessin gebeutelten Talschaften ist gross. «Seit dem Start unserer Solidaritätskampagne haben wir bereits mehr als 3,7 Millionen Schweizer Franken für die Betroffenen der Unwetter gesammelt», sagt Fabian Emmenegger von der Glückskette gegenüber CH Media.

Gestartet wurde die Sammlung am Montag – seither wurde jeden Tag mehr als eine Million Franken gespendet. «Wir sind von der Anteilnahme und der Solidarität mit den Betroffenen enorm bewegt und möchten uns für diese Unterstützung bedanken», so Emmenegger.

Soforthilfe für den Kauf neuer Kleider

Ein Teil der Gelder werde für lebensnotwendige Anschaffungen und Deckung jener Kosten eingesetzt, die unmittelbar nach der Katastrophe finanziert werden müssen. Diese Soforthilfe können Transportkosten, temporäre Unterkünfte oder höhere Kosten aufgrund auswärtiger Verpflegung sein. Oder der Kauf von neuer Kleidung, weil die Betroffenen alles verloren haben.

Denn auch beim Versicherungsschutz gebe es in der Schweiz Lücken. So sei ausgerechnet in den Kantonen Wallis und Tessin die Gebäudeversicherung nicht obligatorisch. Und sogar wenn: Grundsätzlich werde nur der engste Radius ums Haus abgedeckt. «Sprich ein Meter rund um das Haus ist versichert, dazu zählt beispielsweise die Entfernung von Geröll im Garten nicht», wird die Glückskette weiter zitiert.

Weniger Geld für Hungernde in Sudan

Bei der Vergabe der Gelder arbeite die Glückskette eng mit den Behörden vor Ort zusammen. So sollen die Spendengelder möglichst zielgerichtet eingesetzt werden. Zu den Spendenden würden nicht nur Privatpersonen und Unternehmen wie die Migros zählen, sondern auch Gemeinden, Städte und Kantone. So spendet etwa der Kanton St. Gallen 30'000 Franken aus dem Lotteriefonds. Das Geld geht normalerweise in Entwicklungs- und Schwellenländer. Wegen der besonders schweren Unwetterschäden geht nun aber ein Teil an Empfänger im Inland.

Ist die Umbuchung von Spendengeldern, die eigentlich für ärmste Länder und Krisenregionen vorgesehen sind, im Sinne der Glückskette?, fragt CH Media. Solidarität sei ein «enorm wichtiger Wert in der Schweiz», heisst es von der Glückskette. Gleichzeitig werde es immer schwieriger, den Fokus auf weniger präsente Kontexte wie die humanitäre Krise im Sudan zu lenken. 18 Millionen Menschen stünden am Rande einer Hungersnot. Dennoch sei das Spendenvolumen viel kleiner – seit Mitte Juni weniger als eine Million.

Die Glückskette sei nun mal auf mediale Berichterstattung angewiesen – und die ist im Fall der Unwetter in der Schweiz bisher viel grösser.

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