ZüRCHER SCHULKLASSE ISOLIERT – UNWETTER LEGT MATURAREISE LAHM

Das schwere Unwetter im Tessin überraschte eine Maturaklasse aus Küsnacht in ihrem Lagerhaus im Maggiatal. Ohne Strom, Wasser und Empfang musste sie improvisieren.

Unter Maturareise stellen sich viele Sonne und Party vor. Für eine Klasse aus der Kantonsschule Küsnacht ZH sah diese jedoch ganz anders aus. Sie waren übers Wochenende in einem Lagerhaus in Linescio im Maggiatal – inmitten des Unwettergebiets. «Am Samstagabend haben wir noch alle zusammen den Schweiz-Italien-Match geschaut.» Kurz darauf habe es zu stürmen begonnen. «Die Regenmassen waren immens. Zudem hat es im Sekundentakt geblitzt», erzählt Smilla (18) gegenüber 20 Minuten.

Beim Unwetter sei das Dach des Lagerhauses beschädigt worden. «Am Sonntagmorgen regnete es dann ins Zimmer. Viele Betten waren völlig durchnässt. Zudem hatten wir weder Strom noch Handyempfang oder Trinkwasser.»

«Das hätten wir sein können»

Auf die Situation habe die Klasse aber ziemlich gelassen reagiert. Denn: «Wir hatten genügend Essen dabei und uns ging es zum Glück allen gut.» Sie hätten zwar die Helis am Sonntag kreisen gehört, das Ausmass der Katastrophe hätten sie aber erst am Montag erfahren. Bei den Eltern könnte das hingegen anders gewesen sein. Aufgrund des fehlenden Empfangs hätten sie für eine Weile ihre Kinder nicht erreichen können. «Nachdem wir erfahren haben, was geschehen ist, war es schon unheimlich. Das hätten wir sein können», so Smilla.

Um die Eltern zu beruhigen, seien zwei Schüler noch am Sonntag in den Nachbarort Cevio gelaufen, sagt Fabienne. «Dort hatten sie Handyempfang und konnten bei den Eltern und Lehrpersonen Entwarnung geben.»

Auf dem Feuer gekocht

Danach habe die Klasse sich organisiert: Das Haus sei mit einer Feuerstelle ausgestattet gewesen. «So haben wir ein Feuer gemacht und erstmal Wasser abgekocht. Später haben wir dort Fleisch, Käse und Mais auf dem Feuer zubereitet. Da wir sowieso vorhatten, zu grillieren, hatten wir die Zutaten dafür dabei», so Fabienne.

Einzig etwas schwierig sei der abendliche WC-Gang ohne Strom und Licht gewesen. «Wir fanden es aber noch cool. Wir fühlten uns wie Selbstversorger.» Wie die Schulklasse später erfahren hat, wurde eine andere Schulklasse, die ebenfalls im Tessin war, evakuiert.

7,5 Stunden: Maggiatal nach Zürich

Am Dienstag sei ein Teil der Gruppe dann abgereist. «Zum einen hatten wir etwas Angst vor weiteren Erdrutschen, zudem war es unangenehm, dass alles nass war.» Zum anderen hätten es die Schülerinnen und Schüler rechtzeitig nach Zürich schaffen wollen, um ihre Maturafeier nicht zu verpassen. Aufgrund der kaputten Visletto-Brücke, über die die einzige Strasse aus dem Tal führt, sei das jedoch nicht ganz einfach gewesen.

«Wir mussten zu Fuss 40 Minuten nach Cevio laufen. Von da konnten wir per Anhalter zur Fussgängerbrücke und dann mit dem ÖV nach Locarno.» Der Nachhauseweg hätte 7,5 Stunden gedauert.

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