STIRBT IN DER SCHWEIZ BALD DIE ERSTE PERSON IN DER FUTURISTISCHEN «STERBEKAPSEL»?

Gemäss einem Bericht soll die Erfindung eines umtriebigen australischen Arztes in der Schweiz bald erstmals eingesetzt werden.

Im Englischen ist «going to Switzerland» zu einem Euphemismus, einem beschönigenden Ausdruck, für Sterbetourismus geworden. Die Schweiz mit ihrer liberalen Gesetzgebung in der Sterbehilfe ist eine beliebte Destination für Menschen, die ihrem Leben mit assistiertem Suizid ein Ende setzen möchten. 

Nun könnte die Schweiz das erste Land werden, in dem mit einem futuristischen Gerät eine neue Art der Freitodbegleitung praktiziert wird. Der australische Sterbehilfeaktivist und ehemalige Arzt Philip Nitschke hat eine «Suizid-Kapsel» namens Sarco entwickelt. Sterbewillige können sich in den torpedoförmigen Kasten mit integriertem Sarg legen. Daraufhin wird das Innere der Kapsel auf Knopfdruck mit Stickstoff geflutet, und der Patient stirbt an Sauerstoffmangel. Mit seiner Erfindung würden Sterbewillige sanft entschlafen, ohne Panik oder Erstickungsgefühle, sagte Nitschke vor drei Jahren zu dieser Redaktion

Damals hatte er bekannt gemacht, dass er die Schweiz als Land für den erstmaligen Einsatz seines Gerätes ausgewählt habe. Wie die NZZ nun berichtet, soll die Sarco-Premiere bevorstehen. Gemäss gut informierten Quellen sind die Vorbereitungen von Nitschkes Organisation Exit Switzerland (nicht verwandt mit Exit Schweiz) «weitgehend abgeschlossen». Der Start solle «noch im Juli» erfolgen, die sterbewillige Person sei bereits in die Schweiz gereist. Vor einem Monat habe Nitschke in einem Onlineforum den baldigen Einsatz von Sarco in der Schweiz angekündigt. Anfragen der NZZ liess Nitschkes Partnerin Fiona Stewart demnach unkommentiert. 

Der umstrittene 76-jährige Philip Nitschke, der in seiner Heimat Australien keine Zulassung als Arzt mehr besitzt, führt als grossen Vorteil seiner Erfindung an, dass sie ohne Medikamente auskommt. Bei der bisher etablierten Freitodbegleitung scheiden die Patienten mittels des rezeptpflichtigen Medikaments Natrium-Pentobarbital aus dem Leben, das in Wasser aufgelöst getrunken oder intravenös zugeführt wird. Bei der Sarco-Kapsel, so Nitschke, könnten beispielsweise auch gelähmte Personen durch Augenbewegungen oder einen Sprachbefehl den Sterbevorgang einleiten. Er verspricht einen «friedlichen, gar euphorischen Tod». 

Doch seine Methode lässt viele Fragen offen. Etwa, wie der freie Wille und die Urteilsfähigkeit der Sterbewilligen überprüft werden sollen, zwei grundlegende Voraussetzungen für den assistierten Suizid in der Schweiz. Nitschke hatte zunächst einen Onlinetest vorgeschlagen. Auch die Tatsache, dass die Sterbewilligen in der Kapsel in ihren letzten Minuten keinen Körperkontakt zu ihren Angehörigen herstellen können, wird als Kritikpunkt angeführt. Trotz eines juristischen Gutachtens bleiben zudem rechtliche Aspekte ungeklärt. Ganz abgesehen davon, dass eine noch nie zuvor real angewendete Methode der Freitodbegleitung ein gewagtes Unterfangen bleibt.

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