«ALLES OKAY HIER» – TESSIN UND WALLIS WOLLEN DEN TOURISMUS RETTEN

Das Extremwetter der vergangenen Wochen traf die Südkantone hart. Lokale Touristiker versprühen Zuversicht und wollen Reisende von Stornierungen abhalten.

Das Wetter sei ja nun wieder gut. Ab Dienstagnachmittag fahre auch das Postauto wieder, und auch die Strassen seien wieder offen, sagt Fabian Zurbriggen. Zurbriggen, Schwager von Ex-Skirennfahrer Pirmin Zurbriggen, leitet das Hotel Pirmin Zurbriggen in Saas-Almagell, das kleinste der vier Saastaldörfer. Hier hat das Unwetter vom vergangenen Wochenende keine grösseren Schäden angerichtet.

Anders in einem Dorf weiter vorne in Saas-Grund. Schlamm und Geröll haben Dutzende Häuser beschädigt, zerstört, verwüstet und einen Mann getötet. «Hier gibt es Hotels und Ferienwohnungen, die diesen Sommer wohl nicht mehr öffnen können», sagt Zurbriggen. Gemeinsam stehe man sich im Tal jetzt bei und buche Gäste auf die anderen Unterkünfte um und koordiniere auch Spenden- und Unterstützungsangebote für die betroffenen Hoteliers.

Trotzdem, so der Tenor, Gäste müssten sich keine Sorgen machen, auch nicht wegen der noch teils eingeschränkten Verkehrswege über die Pässe. «Das Wallis ist auch per ÖV gut oder von der anderen Seite aus erreichbar.» Und es gebe grundsätzlich genügend Kapazitäten, um Gäste umzuverteilen. Eine Ausnahme sei der 1. August, wo es vielleicht knapp werden könne. «Verunsicherten Gästen sagen wir, es ist alles okay hier», sagt Zurbriggen. So habe er auch bisher im Hotel noch keine Stornierungen gehabt.

Viele Touristenorte nicht von Unwetter betroffen

Einfach ist die Lage trotzdem nicht. Wie Beat Eggel, der Direktor des Walliser Hoteliervereins, dieser Tage gegenüber der «Hotelrevue» sagte, habe die Saison wegen des unbeständigen Wetters sowieso schon schlecht begonnen. Die Katastrophenbilder hätten nun zu weiteren Logiernächterückgängen geführt.

Gerade in Zermatt und im Val d’Hérens hätte es bereits Absagen gegeben. Nun will der Verein Gegensteuer geben und darauf aufmerksam machen, dass eben auch viele Touristenorte nicht vom Unwetter betroffen sind. Darunter Orte wie Crans-Montana oder Portes du Soleil.

Im Tessin ist man zuversichtlich

Bereits in den Wochen zuvor richteten Unwetter in Schweizer Ferienregionen Schäden an. Durch den Erdrutsch in Misox bleibt beispielsweise ein Teil der Autobahn A13 zwischen Bellinzona und San Bernardino bis auf weiteres gesperrt.

Schwemmholz, Baumstämme, hoher Wasserstand, aber über die Ufer getreten sei die Maggia bei ihnen nicht, und auch sonst blieb man in der Albergo Ristorante Centovalli verschont, führt Silvia Gobbi von der Eignerfamilie aus. Das bei Deutschschweizern beliebte Hotel liegt in Ponte Brolla am Ausgang des Maggiatals.

Der obere Teil des Tals wurde vom Unwetter schwer getroffen. Die Suche nach Vermissten läuft noch. Gäste hätten ihre Ausflugsrouten angepasst, dass nun aber Stammgäste fernbleiben würden, darüber macht sich Silvia Gobbi keine Sorgen. Nun sei das Wetter wieder gut, und da bald das Musikfestival Moon&Stars in Locarno vor der Tür stehe, würden sich die Gäste dann sowieso eher in diese Richtung bewegen.

Sorgen macht die Erreichbarkeit

Die Auswirkungen des Unwetters auf den Tourismus seien noch schwer abzuschätzen, sagt Sonja Frey. Sie ist Präsidentin von Hotellerie Suisse Ticino. Sie habe aber nur von vereinzelten Gästen gehört, die deswegen abgesagt haben. Es sei schlimm, was im Maggiatal passiert sei. Das Unwetter habe vor allem die Täler getroffen und weniger das Zentrum. Jene, die bereits ihre Ferien dort gebucht hätten, kämen sicher.

Und gerade im Juli und August sei die Auslastung schon sehr gut, so Frey. «Was uns mehr Sorgen bereitet, ist die Erreichbarkeit.» Durch die Sperrung der San-Bernardino-Route und die weiterhin verbleibende Einschränkung im Gotthard-Basistunnel. Dies könne vor allem Kurzentschlossene von Ferien abhalten und dazu führen, dass diese doch eher ins Ausland reisen würden als in den Schweizer Süden.

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