«FLEISCHANGRIFFE» – RUSSLANDS SKRUPELLOSES VORGEHEN ZUR LANDEROBERUNG

Seit einigen Wochen verzeichnen die russischen Streitkräfte riesige Verluste. Die ukrainischen Soldaten bezeichnen die russischen Taktiken als «Fleischangriff».

Die ukrainische Armee durchlebt zurzeit eine besonders zerstörerische Phase im russischen Angriffskrieg. Seit über einem halben Jahr kämpft sie nicht nur mit einem Mangel an militärischer Ausrüstung, sondern auch gegen ein Russland, das zuletzt die Initiative an der Front hatte.

In der Region um Charkiw konnte die ukrainische Armee die russischen Vorstösse zwar stoppen, doch im Osten generiert Russlands zermürbendes Vorgehen langsame, aber stetige Fortschritte – wobei immer neue Dörfer und Siedlungen an den Aggressor verloren gehen.

Bis zu einem Dutzend «Wellen» von russischen Soldaten pro Tag

Es war zunächst die «New York Times», die über ein neues «Vorrücken in Wellen» der russischen Armee berichtete. Gegenüber der britischen BBC erzählte Oberstleutnant Anton Bajew, wie ebendieses zermürbende Vorgehen in Teilen aussieht. Der Ukrainer spricht sehr plastisch von «Fleischangriffen». Darunter versteht er Wellen von russischen Soldaten, die auf die ukrainischen Verteidigungsstellungen zustürmen – manchmal fast ein Dutzend Mal pro Tag.

«Unsere Jungs stehen in Positionen und kämpfen, und wenn vier oder fünf Wellen des Feindes an einem Tag auf dich zukommen, die du ohne Ende vernichten musst, ist das sehr schwierig – nicht nur physisch, sondern auch psychisch.»

- Anton Bajew, Oberstleutnant der ukrainischen Nationalgarde -

Innerhalb weniger Stunden könne auf diese Art und Weise eine Welle nach der anderen an den Frontlinien nördlich von Charkiw eintreffen. «Die Russen nutzen diese Einheiten in den meisten Fällen nur, um zu sehen, wo sich unsere Feuerungsanlagen befinden, und um unsere Einheiten ständig zu erschöpfen», so Bajew.

1200 tote oder verletzte Russen – pro Tag

Es ist unter anderem diese Taktik der russischen Armee, die seit Wochen zu hohen russischen Verlusten führt. Gemäss westlichen Geheimdienstinformationen wurden im Mai und Juni täglich etwa 1200 russische Soldaten verwundet oder getötet – die höchste Zahl seit Beginn des Krieges.

In den meisten Fällen würden die Angreifer schnell von Drohnen ausgemacht, so Oberstleutnant Bajew, und die Russen liessen ihre Toten und Verwundeten auf dem Schlachtfeld zurück. Ihre Hauptaufgabe bestehe lediglich darin, «Fleisch anzugreifen» und die ukrainischen Streitkräfte «völlig zu erschöpfen».

Kiew seinerseits verwendet aktuell vermehrt Drohnen. Ein Problem für die Truppen von Wladimir Putin, denn sie fordern hohe menschliche Verluste.

«Allgegenwärtige Drohnen haben es beiden Seiten leicht gemacht, feindliche Truppen zu erkennen und ins Visier zu nehmen. Und Minen und Streumunition machen die Bewegung über offenes Gelände zu einem fast selbstmörderischen Unterfangen.»

- «New York Times» -

Die brutale Taktik Russlands dürfte ein Zeichen dafür sein, dass der Angreifer versucht, seinen wichtigsten Vorteil gegenüber der Ukraine auszunutzen – die grössere Anzahl Menschen.

Russischer Soldat richtet verletzten Kameraden hin und macht sich aus dem Staub

Russland profitiert von einer deutlich grösseren Population und somit von mehr Möglichkeiten, Menschen für den Krieg zu mobilisieren, dazu gehören unter anderem Häftlinge. Russland ist aber auch in der Lage, durch einmalige Zahlungen – zum Teil in der Höhe von Tausenden von Franken – Menschen vor allem aus dürftigen Verhältnissen zu rekrutieren. Britische und ukrainische Geheimdienste meldeten zudem kürzlich, dass Russland vermehrt versuche, russische Söldner aus zentralafrikanischen Ländern zu rekrutieren. Dies, um weitere Rekrutierungen im eigenen Land möglichst zu minimieren.

Fliessband in den Tod

Gegenüber BBC beschreibt ein weiterer Ukrainer, der in der Region Donezk stationierte Hauptmann Iwan Sekatsch, das, was er auf dem Feld sieht, mit einem «Fliessband». Dieses schicke zwar laufend Tausende von Russen in den Tod – es ermögliche der Armee aber ein langsames Vorrücken. Tatsächlich könne Putins Russland laufend neue Soldaten an die Front schicken, sagen westliche Geheimdienste, und zwar mehr oder weniger mit derselben Rate, mit der andere gleichzeitig verwundet oder getötet werden.

Ein weiterer «Vorteil», den die russische Armee wortwörtlich ausschlachtet, ist ihr Umgang mit Verwundeten. Auf Videos ist ersichtlich, wie bereits verwundete russische Soldaten zurück auf das Schlachtfeld beordert werden – gegen ihren Willen und obwohl sie körperlich kaum dazu in der Lage sind. Dieser Eindruck wird gemäss «New York Times» von zahlreichen Social-Media- und Telegram-Beiträgen russischer Soldaten, die ihre eigenen Vorgesetzten dafür hart kritisieren, untermauert.

Die Ukraine derweil, so ist man sich weitgehend einig, könnte diese Taktik gar nicht fahren. «Wir haben nur begrenzte Arbeitskräfte», so ein ehemaliger ukrainischer Offizier gegenüber BBC. Das bedeutet: «Wir haben keine anderen Möglichkeiten, als an unsere Leute zu denken.»

Russische Desinformation gegen die Selenskyjs – jetzt klagt Bugatti

Mehr zum Thema:

2024-07-04T15:18:09Z dg43tfdfdgfd