ERDRUTSCH-SIEG VON LABOUR GEGEN DIE KONSERVATIVEN TORYS: BORIS JOHNSON HAT SEINE EIGENE PARTEI IM ALLEINGANG VERSENKT

Die Labour-Party hat die britischen Wahlen klar gewonnen. Die grossen Verlierer sind die konservativen Torys, die unter Boris Johnson in den Abgrund geritten wurden. Blick sagt, wie es zur Wahlschlappe gekommen ist und was der neue Premierminister plant.

«Sorry, ich übernehme die Verantwortung für die Niederlage.» Mit diesen Worten hat der britische Premierminister Rishi Sunak (44) am Donnerstagabend seine gigantische Wahl-Pleite eingestanden. Seine konservativen Torys sind nach 14 Jahren Regierung wieder weg vom Fenster. Ihre Fraktion platzte wie ein Ballon und schrumpft auf 144 (bisher 345) der 650 Sitze im Unterhaus. 

Dafür wird die Labour 410 (206) Sitze im Unterhaus besetzen und mit einer satten Mehrheit uneingeschränkt regieren können. Wahlsieger Keir Starmer (61) verspricht: Es gibt einen «Neustart»!

Der Machtwechsel ist auf zwei Gründe zurückzuführen. Einerseits beruht er auf dem Versagen der bisher regierenden Torys. Nach dem 2016 initiierten und 2020 vollzogenen Brexit sauste die britische Wirtschaft talwärts. Vielen Briten geht es heute schlechter als vor einigen Jahren, Hunderttausende können nicht mal mehr die Heizungsrechnung bezahlen. Kommt dazu, dass die Partei die Migration nicht wie versprochen in den Griff bekommen hat.

 

Andererseits ist es die Labour-Party, die unter dem früheren, 2020 geschassten Chef Jeremy Corbyn (75) zu einer Opposition am äusseren linken Rand abgedriftet war. Dem seither amtierenden Parteichef Keir Starmer, den König Charles III. (75) noch heute mit der Bildung einer Regierung beauftragt, ist es gelungen, die Partei wieder Richtung Mitte zu ziehen, was sie auch bei Bürgerlichen wählbar gemacht hat. 

Während der Machtwechsel abzusehen war, kam es auch zu Überraschungen. Der Chef der rechtspopulistischen Partei Reform UK, Nigel Farage (60), schaffte es im achten Anlauf ins Unterhaus. Hingegen verloren bekannte Tory-Politiker wie die ehemalige Premierministerin Liz Truss (48) und der Brexit-Vorkämpfer Jacob Rees-Mogg (55) ihren Sitz.

 

Johnson aus der Verantwortung

Die Krise der Torys hat ein Gesicht: Boris Johnson (60). Der von 2019 bis 2022 amtierende Premierminister führte das Königreich auf halsbrecherische Weise aus der EU, was zu Verunsicherung und Ärger im Königreich führte. Ebenfalls in den Köpfen der Briten hängen geblieben sind seine Hüst-und-Hott-Politik in der Corona-Krise, seine verbotenen Partys während des Lockdowns sowie seine Vetternwirtschaft. Rishi Sunak war zu schwach, den Schaden zu beheben. 

Nach einem misslungenen Versuch, wieder zum Premier gewählt zu werden, trat Johnson 2023 wegen Lügen-Vorwürfen auch als Mitglied des Unterhauses zurück. Seither ist er abgetaucht, zeigte seinen Wuschelkopf höchstens noch an einer Wahlveranstaltung oder auf dem Instagram-Konto seiner Frau Carrie Johnson (36). Der letzte Post stammt von Mitte Juni, als sich die Familie mit den drei Kindern an einem Strand auf Sardinien sonnte. Johnson hat sich ganz aus der Verantwortung seiner Politik genommen.

 

Besseres Verhältnis zu Brüssel

Was bringt der Regierungswechsel? Keir Starmer spricht zwar von einem «Neustart», ein grosser Paukenschlag ist aber nicht zu erwarten. Vielmehr dürfte er darum besorgt sein, den Briten das Vertrauen in die Regierung zurückzugeben. Um dies zu erreichen, braucht es verlässliche und berechenbare Politik. Nein, einen Wiedereintritt in die EU wird er nicht anstreben, aber er wird die Beziehungen zu Brüssel intensivieren und beruhigen. 

Auf X hatte Johnson im Vorfeld der Wahlen Werbung für die Konservativen gemacht, indem er aus Starmers Namen und dem Killer-Computer-Spiel Starmageddon eine Wortkombination kreierte: «Die Nation will Sir Keir und seine steuererhöhende, EU-liebende und auf die illegale Einwanderung abzielende Agenda nicht wirklich. Es ist immer noch Zeit für uns, der Klippe des Starmergeddon auszuweichen.» Johnson lag – wie schon so oft – komplett falsch.

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