IRRE KOSTENEXPLOSION IM ENGADIN: NEUBAU VON FLUGHAFEN SAMEDAN KOSTET PLöTZLICH 88 MILLIONEN

Die dringend notwendige Sanierung des Flughafens im Engadin stockt seit Jahren. Weil immer neue Wünsche dazukamen, stiegen die Kosten ums Vierfache. Nun durchleuchtet ein Experte das Projekt. Sein Bericht fällt verheerend aus.

Der Flughafen Samedan ist in die Jahre gekommen. 1938 eröffnet, wird er seit 2004 nur noch zivil genutzt. Der Engadin Airport, wie er heute offiziell heisst, liegt auf 1707 Metern über Meer. Und ist damit einer der höchstgelegenen Flugplätze Europas. Für die Region ist er mit seinen 16'000 Flügen pro Jahr von grosser Bedeutung. Während des Weltwirtschaftsforums (WEF) reisen die Reichen und Mächtigen an, im Winter wohlhabende Touristen aus aller Welt.

Das Problem: Der Flughafen genügt den Ansprüchen an einen modernen Airport längst nicht mehr. Er muss dringend saniert werden. Noch bevor auch nur ein Bagger aufgefahren ist, wird nun aber klar, dass das Ganze ein teurer Spass werden wird. Viel teurer als einst geplant. Die Projektkosten liegen längst über den 2017 veranschlagten Kosten von 22 Millionen Franken. Heute rechnet man mit 88 Millionen – eine Vervierfachung der Baukosten.

Experte spricht von «kollektivem Versagen»

Doch warum ist das Projekt plötzlich so massiv teurer? Zum einen sind die Teuerung auf dem Bau und die generelle Inflation dafür verantwortlich. Zum anderen aber auch ständig wachsende Begehrlichkeiten, die im Laufe der letzten fünf Jahre aufgekommen sind. Kurz: Das Flughafenprojekt wurde immer grösser und entsprechend teurer. Mit dem ursprünglichen Vorhaben, über das die Stimmbürgerinnen und Stimmbürger im März 2017 an der Urne abstimmen konnten, hat es nur noch wenig zu tun.

Ein 60-seitiger Experten-Bericht des Zürcher Anwaltes Stefan Wehrenberg kommt nun zum Schluss, dass diverse Dinge schiefgelaufen sind, wie die «Engadiner Post» berichtet. Verschiedene Involvierte hätten ihre Kompetenzen überschritten. Wehrenberg spricht von einem «kollektiven Versagen». Das Projekt sei immer grösser geworden, um den Flughafen überhaupt ökonomisch betreiben zu können, ohne dass die Gemeinden jährlich hohe Defizite tragen müssten.

5,5 Millionen sind futsch

Das Planungsdebakel geht ins Geld. Was es unter anderem auch den Steuerzahler wirklich kostet, zeigt ein Blick in die kürzlich offengelegte Jahresrechnung 2023. 5,5 Millionen Franken werden dort als «Wertberichtigung auf laufende Projektkosten» abgebucht. Tönt harmlos, heisst aber: Das Geld ist futsch. Weiter kommt der Experten-Bericht zum Schluss, dass die massive Projekterweiterung eine neue Volksabstimmung benötigt hätte.

Wann es endlich losgeht mit dem Bau des neuen Flughafens, steht in den Sternen. Erst recht, was dann dereinst entstehen soll. Immerhin: Mittlerweile wurde das Projekt abgespeckt, zu gross ist der öffentliche Druck. Der neue Hangar und ein Werkhof wurden redimensioniert. Und im neuen Hauptgebäude, in dem neben der Abfertigung auch ein Restaurant untergebracht ist, sollen die obersten beiden Etagen gestrichen werden.

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